Würzburg liest ein Buch Logo von Würzburg liest ein Buch
Ein Rückblick auf die zentrale Veranstaltungswoche
von Michael Henke, Vorsitzender der LFG
(Auszug aus dem Mitgliederrundbrief der LFG vom Mai 2014)

Wir konnten schon in der Vergangenheit ganz zufrieden mit dem sein, was wir mit unseren begrenzten personellen und finanziellen Mitteln zu Wege gebracht haben. Der bisherige Verlauf des Jahres 2014 jedoch sprengt das bisher Dagewesene und überstieg die kühnsten Erwartungen. Ein gut besetztes und organisatorisch gelungenes Symposium mit 80 TeilnehmerInnen, die Präsentation des DEFA-Film "Chronik eines Mordes" (nach dem Ruth-Thema aus den "Jüngern Jesu") im Programmkino Central bei ausverkauftem Haus - 30 Personen mussten sogar nach Hause geschickt werden - , die Ausstellung "Lebenszeichen" im Würzburger Rathausfoyer mit etwa 800 BesucherInnen in zwölf Tagen, die Vortragsreihe "Missachtete Literatur" an der VHS Würzburg mit 100 Anmeldungen, und schließlich und immer wieder die Aktionswoche WÜRZBURG LIEST EIN BUCH.

Wer hätte vorher ahnen können, dass diese Aktion einen so durchschlagenden Erfolg erzielen und so offenkundig und nachhaltig einen gewissen Nerv der Stadt Würzburg treffen würde? Unsere Gesellschaft alleine hätte das nicht erreicht, ich bekenne, dass mir persönlich der Mut dazu gefehlt hätte. Nur in Kooperation war das möglich, nur durch die gegenseitige, immer wieder erneuerte Motivation in der aus VertreterInnen der vier Buchhandlungen, der Stadtbücherei und der LFG gebildeten Arbeitsgruppe, zu der sich engagierte Einzelpersonen hinzugesellten. Man bedenke, dass niemand die rechte Erfahrung mit einer derartigen Aktion hatte; angesichts dessen sind die wenigen Pannen, die es natürlich gab, nichts anderes als Marginalien.

Es war menschenunmöglich bei Allem dabei zu sein, aber auch wer nur wenige Veranstaltungen besuchen konnte, hat bemerkenswerte Eindrücke und emotionale Erlebnisse haben können. Man hat erleben können, dass Literatur eine bedeutende Inspirationsquelle auch für andere Künste ist, selbst für moderne Formen wie Street-Art, Impro-Theater und Poetry-Slam. Viele der Jüngeren haben mir gegenüber in Gesprächen immer wieder betont, wie wichtig sie die Berichte der "Zeitzeugen", also die Erzählungen jener, die die Nachkriegszeit erlebten, empfunden haben. Und ich hörte auch von Älteren, die sich zunächst den negativen Erinnerungen nicht aussetzen wollten, es dann aber doch taten - und nicht bereuten. Solche Nachrichten künden in größerem Maße vom Erfolg unserer Aktion als Besucherzahlen, die sich mit (von mir geschätzten) etwa 6500 jedoch auch sehen lassen können.

Dass Leonhard Frank und sein Roman "Die Jünger Jesu" so wirksam ins Bewusstsein gerückt werden konnten, verdanken wir natürlich auch der engagierten Berichterstattung von Karl Georg Rötter von der Main-Post und dem Live-Blog von Ralf Thees, denen ich an dieser Stelle herzlich danken möchte. Rötters abschließender Kommentar und die Antwort von Dr. Thomas Schmelter darauf eröffnen weitere Perspektiven für ein Wirken im Sinne Leonhard Franks, sowohl für die Stadt Würzburg und ihre Verantwortlichen, als auch für uns und unsere Gesellschaft. Ich nenne nur beispielhaft Rötters Gedanke eines Literaturmuseums oder Literaturkabinetts und Schmelters Idee eines Friedenssymposiums.


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