Leonhard-Frank-Gesellschaft
e. V.

Michael Henke – Lausitzer Str. 13 – 10999 Berlin
MITGLIEDERRUNDBRIEF MÄRZ 2011
Liebe Freundinnen und Freunde Leonhard Franks,

dies ist das erste Rundschreiben eines neuen Teams an der Spitze der Leonhard-Frank-Gesellschaft. Die Jahresversammlung am 20. Januar diesen Jahres hat sich entschlossen, für die beiden kommenden Jahre Herrn Hellmut Koch mit der Kassenführung zu beauftragen mit Herrn Frieder Sommer als seinem Stellvertreter. Herr Willi Dürrnagel wurde zum Zweiten und meine Wenigkeit zum Ersten Vorsitzenden bestimmt. Die Funktion der Schriftführerin bzw. des Schriftführers wird einstweilen unbesetzt bleiben.

Verschiedene Umstände haben somit dazu geführt, dass einem ausschließlich weiblich besetzten Vorstand nun ein „Herrenregiment“ folgt. Angesichts der hervorragenden Tätigkeit unserer Vorgängerinnen stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Doch für die ganz großen Blumensträuße ist es noch zu früh. Denn ich darf Ihnen mit Freude mitteilen, dass uns Frau Koch und Frau Poschet weiterhin im Beirat mit Lebenserfahrung, Tatkraft und Ideen unterstützen werden. Und Frau Weisner, die zudem in den vergangenen Wochen und Monaten für das Gelingen des Literaturwettbewerbs „Jungsein in Würzburg“ Sorge getragen hat, wird sich weiterhin um die Betreuung unserer Website kümmern.

Es stehen ereignisreiche Monate bevor. Dies gilt natürlich für das laufende Jahr, in dem der 50. Todestag Leonhard Franks Anlass für zahlreiche Veranstaltungen sein wird. Es gilt aber auch für 2012, wenn sich das Erscheinen von „Links wo das Herz ist“ zum 60. Male jährt und unsere Gesellschaft ihren 30. Geburtstag feiern wird.
Bereits Ende des vergangenen Jahres haben von verschiedenen Seiten Vorbereitungen begonnen, 2011 zu einem regelrechten „Leonhard-Frank-Jahr“ zu machen und ich möchte an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank äußern, dass die Stadt Würzburg dabei eine so überaus aktive Rolle spielt. Wir können erfreulicherweise davon ausgehen, dass Leonhard Frank und seine Ideen in den kommenden Monaten auf die unterschiedlichste Weise zum Gegenstand von Veranstaltungen werden. Filmvorführungen, Ausstellungen, Theaterprojekte und Diskussionsveranstaltungen sind geplant und wie 2007 werden sich bekannte Würzburger Persönlichkeiten zusammenfinden und aus Franks Werk lesen. Noch vor Ostern soll ein Flyer mit einer Veranstaltungsübersicht erscheinen und die im Erscheinen begriffene Ausgabe des Magazins KulturGut wird sich an prominenter Stelle Leonhard Frank widmen.

Mit großem Interesse erwarten wir auch einen neuen Vortrag von Herrn
Dr. Steidle
, der am 13. April in der Stadtbücherei Würzburg um 20 Uhr Reflektionen und Erkenntnisse über das Normal- und das Irre-Sein in einer kranken Gesellschaft präsentieren wird. Und natürlich wird Leonhard Frank dabei sein Ausgangspunkt sein; zu denken wäre an die aus dem ersten schweizer Exil stammenden Texte „Die Gesangvereinsprobe“ und „Der Irre“. Ich hoffe sehr, dass diese Veranstaltung einen großen Zuspruch erhält.

Über konkrete Vorhaben der Leonhard-Frank-Gesellschaft wird eine erweiterte Vorstandsitzung am 31. März oder 1. April beraten und wir werden Sie natürlich anschließend über die Ergebnisse informieren. Wenn Sie bestimmte Ideen, Vorschläge oder Wünsche haben, so bitte ich Sie ausdrücklich, sie meinen Vorstandskollegen oder mir mitzuteilen. Ein Höhepunkt, aber auch eine Herausforderung, wird sicherlich die Ausstellung „Ohne zu zögern. Varian Fry: Berlin – Marseille – New York“ sein, die vom 20. September bis zum 7. Oktober im Würzburger Rathaus gezeigt werden wird.

Jedenfalls darf ich Sie, verehrte Mitglieder, schon heute bitten, aktiv am Gelingen der verschiedenen Veranstaltungen mitzuwirken. Vielleicht ist es Ihnen möglich, dem Anliegen unserer Gesellschaft etwas Zeit zu schenken. Bitte genieren Sie sich nicht, auch kleine Beiträge helfen, ein bisschen Stühle rücken, eine halbe Stunde Getränke verkaufen oder mal zwei Stunden in einer Ausstellung nach dem Rechten sehen zum Beispiel.

Mein persönliches Anliegen ist es, für eine würdige Ehrung Leonhard Franks an seinem Todestag zu sorgen. Ich bitte Sie daher zu prüfen, ob Sie es ggf. einrichten könnten, am 18. August an einer entsprechenden Zeremonie auf dem Münchener Nordfriedhof teilzunehmen. Auch in dieser Hinsicht darf ich mich lobend über die Bemühungen der Stadt Würzburg äußern: nach derzeitigem Stand wird es eine Kranzniederlegung von prominenter Seite geben.

Jeder Verein benötigt Mitglieder, erst recht, wenn er sich wie die Leonhard-Frank-Gesellschaft einer anspruchsvollen Aufgabe widmet. Wir haben aber nicht die Mittel für eine kontinuierliche Werbung. Um so mehr kommt es auf Sie an. Bitte sprechen Sie mit Freunden und Bekannten. Vielleicht finden sich dort Personen, die gerne an der Tätigkeit unserer Gesellschaft mitwirken bzw. diese finanziell unterstützen würden. Wenn Sie Eintrittsformulare benötigen, so schicken wir sie Ihnen gerne zu. Oder Sie nehmen sie bei einer der anstehenden Veranstaltungen einfach mit. Bitte wenden Sie sich in allen Beitritts- und Beitragsangelegenheiten direkt an Herrn Koch, mit Ausnahme allerdings des Monats April, in dem er nicht in Würzburg weilt.

Erlauben Sie mir ein aktuelles und persönliches Wort zum Schluss: Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir. Meine Gedanken gehen immer wieder zu den Geschehnissen in Japan. Ich fühle mit allen denen, die Angehörige verloren haben bzw. vermissen, mit denen, deren Existenzgrundlage vernichtet ist oder die um ihr Überleben kämpfen müssen. Einer Metropole wie Tokio, um ein vielfaches größer als Berlin, steht die Evakuierung bevor, zum Teil ist sie bereits eingeleitet. Eine Naturkatastrophe ungekannten Ausmaßes wird noch durch das Versagen einer Technologie, deren Beherrschbarkeit schon lange diskutiert wird, verstärkt, hoffentlich nicht potenziert. Es erscheint mir wie das Menetekel der, um es mit den Worten Leonhard Franks zu sagen, „Haben-Haben-Haben-Wirtschaftsordnung“. Die Katastrophe betrifft uns in Deutschland nicht unmittelbar, aber von prominenter Seite wurden die Ereignisse bereits als Einschnitt bewertet. Die Gefährdung menschlicher Existenz wird offenbar. In meinem Bekanntenkreis spüre ich ein Innehalten, eine große Nachdenklichkeit. Was aber letztlich daraus resultiert, wird noch zu klären sein, sowohl individuell als auch gesellschaftlich.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen alles Gute. Der Mensch ist gut.

Michael Henke
Erster Vorsitzender der Leonhard-Frank-Gesellschaft e.V.